Vom hölzernen Militärlager, zur Hauptstadt der Provinz Dacia Porolissensis

Eine der größten und am besten erhaltenen archäologischen Stätten im heutigen Rumänien

Porolissum war eine antike römische Stadt in Dacia. Gegründet als Militärlager im Jahr 106 während Trajans Dakerkriegen, wuchs die Stadt schnell durch den Handel mit den einheimischen Dakern und wurde im Jahr 124 zur Hauptstadt der Provinz Dacia Porolissensis. Die Stätte ist eine der größten und am besten erhaltenen archäologischen Stätten im heutigen Rumänien. Sie befindet sich 8 km von der modernen Stadt Zalău entfernt, im Dorf Moigrad-Porolissum, Gemeinde Mirsid, Kreis Sălaj.

Kurze Übersicht

Adresse:

Strada Castrului, Moigrad-Porolissum 457252, Rumänien

Baujahr:

als Militärlager, im Jahr 106 n. Chr.

Bauart:

Colonia / Römische Siedlung

Besonderheit:

eine der größten und am besten erhaltenen archäologischen Stätten im heutigen Rumänien

Eintritt:

ca. 1,25 Euro

Römische Coloniae waren selbstständige Siedlungen, die sich in einem von Rom eroberten Gebiet befanden und in dem sich römische und/oder lateinische Bürger niedergelassen hatten. Eine römische Colonia wurde geplant angelegt und hatte in der Anfangszeit häufig den Charakter eines militärischen Vorpostens. In späterer Zeit der militärischen Konflikte, dienten die Coloniae auch dazu, römische Veteranen mit Land zu versorgen, sodass diese sich in Ihrem Ruhestand dort niederlassen konnten.

Sehenswertes

Schon im 19. Jahrhundert begannen erste archäologische Arbeiten in Porolissum, aber erst 1977 begannen rumänische Archäologen mit größeren, systematischen Ausgrabungen. Die Ausgrabungen durch eine Reihe von Teams dauern an und haben Überreste sowohl der militärischen Anlagen als auch der zivilen Stadt freigelegt, darunter öffentliche Bäder, ein Zollhaus, ein Tempel des Liber Pater, ein Amphitheater, eine aus vier Gebäuden bestehende Insula und eine Reihe von Häusern.

Das Haupttor (Porta Praetoria) der Festung wurde, nicht fehlerfrei, rekonstruiert. 

Das Amphitheater von Porolissum wurde ursprünglich, während der Herrschaft von Hadrian, als Holzkonstruktion gebaut und später, im Jahr 157 n. Chr., aus Stein wieder neu aufgebaut.

Der Tempel war ein Heiligtum zu Ehren der Göttin Nemesis und wurde im späten 2. oder zu Beginn des 3. Jahrhunderts n. Chr. erbaut. Wahrscheinlich war es auch ein Ort der Verehrung anderer Gottheiten, die auf die eine oder andere Weise mit den Aktivitäten des Amphitheaters, vor allem mit den Tierkämpfen (venatio), verbunden waren, wie z. B. Liber Pater: Gott der Vegetation und der Reben, oder Silvanus: Schutzgott der Wälder, der Weiden und der wilden Tiere.

Ein gemeinsames amerikanisch-rumänisches Team, das Porolissum Forum Project, grub von 2004-2011 einen Bereich der zivilen Siedlung aus; trotz des Namens des Projekts bestätigte das Team, dass dieser Bereich zwar einer öffentlichen Funktion diente, aber nicht unbedingt ein Forum war.

Von 2006 bis 2011 lief ein weiteres Projekt, “Necropolis Porolissensis”, das sich auf den Friedhof des municipium Porolissum konzentrierte, an der Stelle, die als “Ursoies” bekannt ist. Von 2008 bis 2011 grub ein rumänisch-deutsch-ungarisches Team ein unterirdisches Gebäude im Zentrum der Burg aus, vermutlich eine Wasserzisterne.

Im Jahr 2015 gruben Archäologen des Kreismuseums Zalău einen Steinsarkophag aus, der die Skelettreste einer jungen Person enthielt.

Der Sarkophag ist ungewöhnlich, weil er nicht auf dem Friedhof gefunden wurde, sondern zufällig bei der Restaurierung eines anderen Teils der Ruinen entdeckt wurde. Der Deckel aus Kalkstein hat Schnitzereien, die in der Römerzeit üblich waren, und er hat ein Loch, das darauf schließen lässt, dass das Grab in der Antike ausgeraubt wurde.

Historie

Im Jahr 106, zu Beginn seines zweiten Krieges gegen die Daker, errichtete Kaiser Trajan an dieser Stelle eine militärische Festung zur Verteidigung des Hauptdurchgangs durch die Karpaten.

Das zunächst aus Holz auf Steinfundamenten errichtete Kastell wurde mit 5000 Hilfstruppen besetzt, die aus Spanien, Gallien und Britannien kamen.

Obwohl der Name Porolissum dakischen Ursprungs zu sein scheint, haben Archäologen bisher keine Hinweise auf eine dakische Siedlung vor dem römischen Kastell gefunden.

In den folgenden Jahrzehnten wurde das Kastell vergrößert und aus Stein neu aufgebaut (möglicherweise unter der Herrschaft von Marcus Aurelius), und eine canaba, eine Zivilsiedlung, entwickelte sich um das militärische Zentrum.

Als Hadrian im Jahr 124 die neue Provinz Dacia Porolissensis (benannt nach der inzwischen großen Stadt) schuf, wurde Porolissum zum Verwaltungszentrum der Provinz.

Unter Kaiser Septimius Severus erhielt die Stadt den Status eines municipium, der es ihren Führern und Kaufleuten erlaubte, unabhängig zu handeln.

Im Laufe der 260er Jahre wurde Porolissum scheinbar allmählich aufgegeben. Unter Aurelian zogen sich die Römer schließlich um das Jahr 271 aus Dakien zurück.

Obwohl die Stadt als militärisches Zentrum mitten in einem Krieg gegründet wurde, scheint die Garnison von Porolissum in friedlicher Koexistenz mit ihren dakischen Nachbarn gelebt zu haben – mehrere dakische Dörfer, die offenbar erst nach der Stadt Porolissum gegründet wurden, sind von Archäologen auf den umliegenden Hügeln freigelegt worden.

Es gibt auch einige Inschriften, die städtische Beamte mit romanisch-dakischen Namen erwähnen, was auf eine enge Zusammenarbeit auf politischer Ebene hinweist.